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Der Sinn oder Unsinn von Bio-Diesel

Da wir inzwischen schon in einer Zeit leben, wo Spirit um die 1,18€ pro Liter Super-Benzin kostet und selbst Diesel mit 0,96€ zu Buche schlägt, ist es nicht mehr verwundlich, wenn sich die Autofahrerschaft nach preisgünstigeren Alternativen umschaut. Gerade bei Vielfahrern, die pro Tag einiges an Kilometern zu ihrem Arbeitsplatz fahren müssen, bedanken sich natürlich herzlich, wenn die Preise weitersteigen und in Folge immermehr Geld für Spirit ausgegeben werden muss.

Um so mehr freut sich der Dieselfahrer, wenn es Spirit gibt, der ca. 10 Cent billiger als normaler Diesel ist und man damit auch noch die Umwelt schonen kann. Die Rede ist von Bio-Diesel, das Zeug was es inzwischen an jeder Tankstelle gibt und dem normalen Diesel in keinster Weise in irgendeiner Eigenschaft nachstehen soll, außer im Preis natürlich. Der gemütliche Dieselfahrer denkt sich natürlich: "Hey wie geil, Spirit vom Acker und dann auch noch günstiger, muss ich haben!" Klar, es liegt ja auch nahe, das man bei dem Namen Bio-Diesel gleich an Öko oder umweltbewußtes Fahren denkt.

Leider ist dem nicht so, alleine die Bezeichung "Bio-Diesel" ist schon falsch. Richtig wäre, wenn man von Rapsöl-Methylester (kurz RME) spricht. Aber das hört sich natürlich nicht richtig umweltfreundlich an und verschreckt eher den Kunden, das Produkt zu tanken. Schnell überlegt und schon war ein perfekter Mode- und Marketingname gefunden: Bio-Diesel. Sieht ja auch genau so aus, riecht fast genauso und kommt ja vom Feld, wenn man an den Raps denkt und nicht aus der Erde, wie das Rohöl. Bio-Diesel als der neue Spirit für die Zukunft zumal auch die Ölreserven immer knapper werden.

Kommt man zu dem Punkt, zu sammeln, was alles so toll an dem RME-Kraftstoff ist. Betrachten wir zunächst den Umwelt-Aspekt. Bio-Diesel wird aus dem Öl der Rapsblume gepresst und anschließend verestert. Da Raps ist ein nachwachsender Rohstoff kann so jedes Jahr wieder neu angebaut werden. Dies soll Sicherheit und Unabhängigkeit gegenüber den begrenzten Mineralölreserven bringen. Weiterhin ist RME komplett schwefelfrei, bildet weniger Ruß bei der Verbrennung, produziert weniger Emissionen von Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoff und bildet einen geschlossenen CO²-Kreislauf, d.h. es wird nur soviel CO² bei der Verbrennung ausgestoßen, wie die Pflanze beim Wachsen verbraucht hat. Als letzten positiven umweltfreundlichen Aspekt ist noch zu erwähnen, dass Bio-Diesel leicht biologisch abbaubar ist und von einer Gefährdung bei Unfällen für Böden und Grundwasser nicht auszugehen ist.

Von wirtschaftlichen Aspekt bleibt nur der Vorteil, das RME keiner Mineralölsteuer unterliegt und deswegen auch preisgünstiger an Tankstellen angeboten werden kann. Außerdem ist er wie die anderen Spritsorten schon fast flächendeckend in Deutschland verfügbar.

Als Fazit dieser genannten Vorteile denken wohl viele an ein "Umtanken" von normalen Diesel auf "Öko-Sprit". Leider hat auch der Bio-Diesel und der ganze Hype darum seine Nachteile, denn nicht alles ist so schön wie es glänzt.

Und kommen wir so zu den Nachteilen. Wer sonst immer Diesel getankt hat und auf Bio-Diesel umsteigt, hat vielleicht den Leistungsverlust, der definitiv vorhanden ist, bemerkt. Gerade im unteren Drehzahlbereich, wo der Turbo noch nicht den nötigen Ladedruck erreicht hat, ist dies deutlich spürbar. Daraus resultiert gleich der nächste große Nachteil, nämlich das der tolle Spareffekt gleich null ist, weil automatisch mehr Gas gegeben wird um die vorhandene Leistungseinbuße zu kaschieren. Mehr Gas geben bedeutet höherer Spritverbrauch was wiederum zu dem führt, dass mehr getankt werden muß um die gleiche Kilometerleistung zu erreichen, die mit dem normalen Diesel problemlos möglich gewesen wäre. Und so bringen einem die gesparten 10 Cent pro Liter im Endeffekt gar nichts! Wenn man Pech hat und in seinem Spritsparwahn über mehrere Monate oder Jahre knallhart durchgezogen hat, kann es passieren, dass einem die Einspritzpumpe hops geht. Und niemand muß einem dem Schaden ersetzen, gerade dann nicht, wenn das Auto bzw. die Einspritzpumpe nicht offiziell für den Bio-Diesel freigegeben ist. Diese hat nämlich mit der höheren Viskosität (schlechtere Fließeigenschaften) und der aggresiven Zusammensetzung zu kämpfen. Gerade häufige Kaltstarts belasten die Einspritzpumpe extrem, weil der Biodiesel nicht so gut durch die Leitungen geht und höhe Drücke entstehen können. In Bezug auf die Aggressivität ist zu sagen, das die Dichtungen in der Pumpe stark angegriffen werden und auch der Lack bei versehentlichen Verschütten in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Gerade wenn immer der normale Mineralöldiesel gefahren wurde, ist es ratsam nach häufigen Bio-Diesel tanken die Kraftstofffilter zu ersetzen, da der RME Ablagerungen vom normalen Diesel ablösen kann und so der Filter schnell verstopft.

Leider ist das größtes Manko immernoch, dass zur Herstellung von RME mehr Energie benötigt wird, als wieder rauskommt. Somit ist es höchst unökonomisch, Spirit zu tanken, der mehr Bio verspricht als wirklich drin ist und dann auch noch der Umwelt in doppelter Weise schadet. Was nützt der ganze Anbau, der übrigens auch noch hoch vom Staat subventioniert wird, wenn im Endeffekt nur noch der Name wirklich öko ist und der Rest ein unnötige Energieverschwendung.

Dann kann man doch gleich den Mineraldiesel tanken oder am besten den neuen Super-Diesel von Shell oder Aral und sich noch nen Rußfilter einbauen. So ist der Ruß weg und man kann sich an der Tanke freuen, richtig viel Geld ausgegeben zu haben und damit vielleicht der Umwelt etwas Gutes getan zu haben.

Update: Ich bin mal spaßenshalber im Mischverhältnis 50:50 Pflanzenöl von ALDI gefahren. Da kostete mich der Liter nur 0,75Cent das war dann wirklich öko, abgesehen mal von dem Diesel den ich noch zutanken musste. Allerdings würde ich diese Methode nur im Sommer anwenden, da das Salatöl im Winter zu kalt und damit auch zu dickflüssig wird. Der Kaltstart war bei mir allerdings auch im Sommer immer etwas hakelig auch wenn der Motor gleich angesprungen ist. Nen Versuch war der ALDI-Öl Test auf jeden Fall wert, denoch habe ich aus Angst vor Einspritzpumpendefekten davon abgesehen nochmal reines Öl zu tanken...aber sollte mein Tank mal leer werden und es ist keine Tankstelle in der Nähe, kann ich immernoch in den Supermarkt fahren und dort meinen Sprit bekommen...


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